Im Rahmen einer nüchtern formulierten Pressemitteilung verkündete der FC Schalke 04 am Samstagabend das, was nach der Mitgliederversammlung zuvor ohnehin offensichtlich war: Der Aufsichtsrat ernannte bei seiner konstituierenden Sitzung den soeben wiedergewählten Axel Hefer erneut zum Vorsitzenden.
Drei weitere Jahre wird der in der Öffentlichkeit selten präsente Hefer den Verein lenken und genau darauf achten, dass die Rollen des handelnden Vorstands und des kontrollierenden Aufsichtsrats nicht verschwimmen - wie noch zuvor unter Clemens Tönnies. "Es ist ein Vorteil, wenn man bei vielen Sachen nicht zu nah dran ist, sondern von ein bisschen Entfernung, aber nicht zu weit weg, kritische Fragen stellen kann", sagte Hefer. Nun rückt er bei einer Entscheidung aber ins Zentrum. Es geht um die Vertragsverlängerung von Sportvorstand Peter Knäbel.
Der Vertrag endet am 30. Juni 2024, in etwa einem Jahr. Seit rund zwei Jahren übt Knäbel das Amt aus, in diese Zeit fallen ein Aufstieg und zwei Abstiege - wobei er für den ersten nichts konnte. Er hatte von Jochen Schneider übernommen, als der erste Sturz in die Zweite Liga so gut wie feststand. Knäbel, ein kluger Stratege, war vom Posten des Knappenschmiede-Chefs aufgerückt.
Doch darf er auch bleiben? Hefer kündigte eine Entscheidung bis Ende des Jahres 2023 an: "Wir sehen das nicht anders als in anderen Unternehmen, wenn man zum Beispiel auf Aktiengesellschaften schaut, die auch einen Aufsichtsrat haben. Ich kenne es so, dass man bei Vorständen ein Jahr, bevor der Vertrag ausläuft, die Gespräche beginnt und spätestens sechs Monate vor Auslaufen abschließt. So sehe ich das auch bei einem Verein. Wir kommen jetzt an die zwölf Monate, also werden die Gespräche beginnen."
Schalke: Knäbel ist eher ein Mann der Zahlen
Das heißt: Chancenlos ist Knäbel nicht, dass der Vertrag verlängert wird - das aber ist keinesfalls selbstverständlich. Die in den Sand gesetzte Transferperiode im Sommer 2022 mit der Verpflichtung von Trainer Frank Kramer ist für Knäbels Bilanz ein Makel. Zuweilen wird ihm eine zu pathetische Rhetorik vorgeworfen - vor allem nach der überemotionalen Verabschiedung nach dem Rücktritt von Ex-Sportdirektor Rouven Schröder. Knäbel ist eher ein Mann der Zahlen als einer, der es mit einem Satz in die Herzen der Fans schafft.
Allein vom sportlichen Erfolg der Zweitliga-Hinrunde würde es aber nicht abhängen, ob Knäbel ein neues Angebot erhält oder nicht. Hefer sagt: "Wir haben das in der vergangenen Saison gesehen: Nur auf eine Halbserie zu gucken ist riskant, gerade wenn man viele Veränderungen hat. Ein Kader braucht ein bisschen, um sich einzuspielen. Aus meiner Sicht ist wichtig, dass die eingeschlagene Richtung konsequent umgesetzt wird. Wir werden uns den Weg nach oben nur dadurch erarbeiten können, dass wir Spieler besser machen. Holen wir Spieler, die Potenzial haben, bekommen sie Einsatzzeit. Nur wenn sie spielen, können sie besser werden und werden wertvoller. Wenn man 18. ist, werden Spieler nicht besser."
Diese Erklärung verband Hefer mit einer Forderung: "Ich persönlich bin bei Leihen skeptisch. Eine Leihe ist ein Fokus auf den kurzfristigen sportlichen Erfolg auf Kosten der Zukunft. Das muss eine Ausnahme sein." Gerade in der Winter-Transferperiode 2023, als Knäbel das Ruder übernommen hatte, hatte Schalke ausschließlich auf Leihgeschäfte gesetzt.